Wie behandele ich meine Holzflöte?
 
Reinigung
Theobald Boehm schreibt in seinem Buch "Die Flöte und das Flötenspiel" (1871): "Das Wichtigste bei der Behandlung - namentlich einer neuen Holzflöte - ist das Auswischen; denn das Verziehen des Holzes, wodurch sich die Bohrungsverhältnisse verändern und die meisten Sprünge des Holzes entstehen, wird durch die Nässe veranlasst, welche sich während des Blasens im Flötenrohre ansammelt und ungleiche Ausdehnungen veranlasst, die oft oberflächliche Risse oder noch öfter vollständige Berstungen des Holzes zur Folge haben".

  • Es muss daher das Flötenrohr nach jedesmaligem Blasen vollkommen rein und trocken ausgewischt werden, wozu ein altes seidenes oder feines leinenes Taschentuch und ein dünnes Rohrstäbchen von der Länge des Mittelstückes die besten Dienste leistet.
 
Man legt einen Zipfel des Tuches über ein Endes des Stäbchens und schiebt es durch das Flötenstück, bis es am andern Ende angefasst werden kann. Wird das Tuch sodann langsam hindurch gezogen, so bleibt alle tropfbare Flüssigkeit schon am vordern Teil des Tuches hängen, während durch den nachfolgenden noch trockenen Teil jede noch übrige Feuchtigkeit vollkommen aufgesogen wird."
Bei Piccolos ist es günstiger zuerst den Wischerstab und dann das am Ende befestigte Tuch durchzuziehen, da die Bohrung sehr eng ist.

Von der Benutzung von Blockflötenwischer (Wolle mit Holzgriff 1 - oder Draht 2), Leder-Durchziehwischer oder auch Opti-Care-Wischer 3 (zum Verbleib im Instrument nach dem Spielen) rate ich ab. Leicht können sich hier Fusseln lösen, die mit der Zeit in den Tonlochkaminen kleben bleiben und Kondenswasser anziehen, außerdem können abgenutzte Wischer die Innenbohrung verkratzen.
 

  • Der Flötenkopf ist ein besonders schwierig zu reinigendes Teil, er ist ein von seiner Form her einseitig geschlossener Zylinder, der zwischen Mundloch und Stimmkork die größte Wasserbildung und auch Verschmutzung erfährt. Zur Reinigung ist es sinnvoll, das Wischertuch mit einer Ecke durch den Schlitz des Wischerstabes zu führen, um den Stab zu wickeln und dann in den Kopfteil der Flöte einzuführen und entgegengesetzt zur Wickelrichtung zu drehen. Dadurch bauscht sich das Tuch auf und kann gut die Feuchtigkeit zwischen Mundloch und Stimmkork aufnehmen.
  • Nach jedem Spiel ist die Mechanik mit einem trockenen Tuch oder auch mit einem Papiertaschentuch vom Handschweiß abzuwischen. Handschweiß enthält neben Wasser und Kochsalz, Harnstoff, Aminosäure, Milchsäure, Urocaminsäure und andere Säuren, sein PH-Wert ist leicht sauer.
Die Intensität dieser Säure ist sehr individuell. Auch leichte Säure ist aggressiv und kann Metallteile - sogar Edelmetalle - angreifen; z.B. verliert Silber seinen Glanz und wird stumpf und fleckig.

Schrauben, Achsen und Federn meiner Flöten sind aus rostfreiem Stahl. Trotzdem kann es dazu kommen, dass Klappen klemmen, wenn der Schweiß nicht entfernt wird. Die Gefahr dafür ist erhöht, wenn das Instrument längere Zeit nicht gespielt wird.

Unbedingt zu vermeiden ist die Anwendung von Silber-Putzmittel (Paste oder Flüssigform) zur Beseitigung von "Oxydation" auf dem Silber, da diese Mittel leicht die Achsen und Schrauben angreifen.

Die von mir entwickelten und patentierten "Braun Piccolo & Flöten Polster" sind formstabil, bleiben elastisch, sind feuchtigkeitsresistent und langlebig. Die lästigen 'Schmatzgeräusche' treten nicht auf. Die Flöte behält über Jahre ihre hervorragenden klanglichen Eigenschaften, außerdem entfällt der behindernde und teuere Austausch der Polster.
 
Die Klappen-Stopper gegen Klopfgeräusche sind aus einem sehr formstabilen synthetischen Material und werden mit der Zeit nicht hart und laut wie z.B. Filz.
 
Bei Flöten sind die Polster verschraubt und die Justierung erfolgt wie bei den klassischen Fischhautpolster. Bei Piccolos sind sie mit einem Thermokleber geklebt und durch Wärmen justierbar. Die Polster sollten keinesfalls durch andere ersetzt werden, da das Instrument seinen charakteristischen Klang bzw. seine unverwechselbare Persönlichkeit verliert.

  • Zur Reinigung der Polster von Staub, Fusseln u. a. empfiehlt es sich ein Zigarettenpapier ohne Klebstoffrand unter das Polster auf den Tonlochrand zu legen, mit leichtem Druck der Klappen festzuhalten und langsam herauszuziehen.
  • Nach dem Auswischen des Instrumentes und dem Abwischen der Mechanik sollte die Flöte - besonders in der Heizungsperiode - in das Etui gelegt werden. Es ist darauf zu achten, die Mundlochöffnung etwas seitlich zu lagern, damit sie nicht durch den Etuideckel verschlossen und dadurch die Lüftung des Mundlochbereiches verhindert wird.
Ölen

Ein neues Instrument ist in der Innenbohrung bereits vom Instrumentenbauer ausreichend geölt.

Nachölen zur Imprägnierung sollte im ersten Jahr monatlich, danach nur nach Bedarf vorgenommen werden.

Dazu zieht man ein mit Öl benetztes Tuch durch das Instrument, so dass sich ein hauchdünner Film auf der Innenwand bildet. Das Tuch sollte mit Holzpflegeöl oder einem anderen nicht harzende Öl - z.B. das in Apotheken erhältliche Mandelöl - leicht, nicht tropfend, getränkt sein. Das Material des Tuches sollte keine Fusseln absondern.

Das Holz wird durch die Behandlung glänzend und auch dunkler in der Farbe. Auch an der Außenseite, an Stellen an denen das Holz durch Schweiß stumpf wird, kann man nachölen. Nach dem Ölen sollte das Instrument 8 bis 24 Stunden ruhen, damit das Öl eindringen kann. Eventuell überschüssiges Öl kann danach mit einem Papiertaschentuch und Wischerstab weggewischt werden und das Instrument ist wieder einsatzbereit.

Das Öl hindert Wasser daran, in die Poren des Holzes einzudringen und ein Quellen zu verursachen. Die größte Rissgefahr besteht, wie schon gesagt, beim Kopfstück, deshalb ist hier die größte Sorgfalt aufzuwenden. Gerade in der Einspielphase des Instrumentes sollte das Ölen gewissenhaft durchgeführt werden.

Das benutzte Tuch kann, in einer Plastiktüte aufbewahrt, mehrmals gebraucht werden, ohne erneut Öl aufzutragen.

Jährlich sollte die Kopfschraube abgedreht und der Stimmkork in Richtung Mundloch herausgedrückt werden. Danach die Innenbohrung des Kopfstückes ölen, anschließend den Stimmkork einfetten und - Gewindeteil noch vorne - in den Flötenkopf schieben. Mit Kopfschraube bis zum Anschlag zusammengedreht ergibt sich dann bei meinen Flöten automatisch die richtige Einstellung des Abstandes zwischen Mundlochmitte und Stimmkork. Sie können dies mit der Markierung des Wischerstabes überprüfen.

Bei Piccolo-Flöten ist die Innenbohrung des Kopfstückes zylindrisch. Die Kopfschraube bleibt mit dem Stimmkork zusammengeschraubt und beide werden mit dem Wischerstab herausgedrückt. Der Einbau erfolgt in umgekehrter Weise. Auch hier ergibt sich automatisch die richtige Einstellung.

Die Mechanik darf nicht geölt werden.

Sie ist bereits bei Herstellung mit einem speziell entwickelten Öl, dass weder verdunstet, verharzt noch kriecht, geölt und damit für mindestens zwei Jahre versorgt. Die Empfehlung anderer Hersteller, die Mechanik gelegentlich zu ölen, trifft auf meine Flöten nicht zu. Ölen der Mechanik mit einem anderen Öl, als dem von mir verwendeten, führt dazu, dass - überwiegend durch Kriechen - das Dämpfungsmaterial zwischen den Mitnehmern sich nach und nach mit Öl vollsaugt und Störungen auftreten können.

Allgemeines

Besondere Achtsamkeit für die Pflege des Holzes ist während der Heizperiode bzw. der winterlichen Monate angezeigt.
Die ideale Luftfeuchtigkeit ist die relative Luftfeuchte bei der sich der Mensch am wohlsten fühlt. Bei Temperaturen von 20°C bis 24°C liegt sie zwischen 45% und 60%. Auch für Musikinstrumente wäre dies ideal, wenn diese Werte ständig eingehalten werden könnten. Tatsächlich liegt jedoch die relative Feuchtigkeit in vielen zentral beheizten Räumen nur bei ca. 30%, d.h. die Luft ist zu trocken, das Holz schwindet - hauptsächlich an der Rohraußenseite - es können sich Spannungsrisse bilden.
 
Es ist ein Irrtum anzunehmen, dass durch Öffnen der Fenster die Luftfeuchtigkeit von draußen hereingelassen wird, vielmehr sinkt sie durch die Lufterwärmung noch rapide ab. Außenluft, die bei 0°C eine relative Feuchtigkeit von 60% aufweist, wird in einem auf 20°C erwärmten Raum lediglich nur noch 16% relative Luftfeuchtigkeit haben.
Wichtig für die Befeuchtung beheizter Räume ist daher das Verdunsten von Wasser durch Gefäße an den Heizkörpern oder durch Zimmerpflanzen.

Da dies häufig nicht ausreicht, ist gegebenenfalls die Überprüfung der Luftfeuchtigkeit durch ein Hygrometer und der Einsatz eines Luftbefeuchtungsgerätes empfehlenswert.
 
Im Sommer bei Gewitterschwüle kann die Luftfeuchtigkeit bis 95% ansteigen, hier besteht aber keine Gefahr von Spannungsrissen, da der Unterschied zwischen dem Feuchtigkeitsgehalt in Ruhelage und dem während des Spiels sehr gering ist.

Wie bei jedem anderen technischen Gerät, ist es für Flöten und Piccolos wichtig, die Funktionalität durch eine professionelle Wartung sicherzustellen. Um die Zuverlässigkeit des Instrumentes zu gewährleisten, empfehle ich diese im Abstand von ca. 1- 2 Jahren durchführen zu lassen.

 Holz hat Seele. Wird sie gepflegt und beachtet, zeigt sie ihre Dankbarkeit. 
 
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